Politik und Wahrheit !

Klaus
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Politik und Wahrheit !

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Gepostet: 03.10.2008 - 16:29 Uhr  ·  #1
Bundeskanzlerin Merkel schrieb anläßlich ihres Israelbesuches ins Gästebuch der Gedenkstätte Yad Vashem ein Zitat von Wilhelm von Humboldt: „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“. Die Forderung von Prof. Dr. Kluge, Politik und Justiz müssen sich der historischen Wahrheit stellen, gewinnt dadurch erst recht an Bedeutung.



Die Boden- und Industriereform
in der sowjetischen Besatzungszone 1945



- Die Geschichte und Folgen politischer Willkür -



Der Historiker Professor Dr. Ulrich Kluge begann seinen Vortrag mit dem Bekenntnis, daß er nach seiner Emeritierung geschworen habe, nie wieder einen Vortrag zu halten, doch für einen Beitrag zum Thema „Bodenreform“ wolle er diesen Schwur brechen. Professor Kluge legte dar, daß die Ergebnisse der freien Geschichtsforschung zur Bodenreform zeigen, daß das bis heute in Agitations- und Propagandaschriften verbreitete Bild einer „gerechten“ und „demokratischen Bodenreform“ falsch ist. Als Beispiel für eine derartige verfälschende Darstellung nannte Kluge den erst 2005 von Hans Modrow herausgegebenen Sammelband „Junkerland in Bauernhand“.

Unabhängige Geschichtsforschung widerlegte Legende einer „demokratischen Bodenreform“ und Kriegsschuldpropaganda

Leider seien die unabhängigen Forschungsberichte über die Bodenreform von der Justiz und der Politik seit der Wende nicht genügend zur Kenntnis genommen worden. Die Ergebnisse der freien Forschung stehen „im direkten Gegensatz“ zu den Aussagen PDS-naher Publikationen. Die „Bodenreform“ war im Kern eine von den Sowjets angeordnete Willkürmaßnahme. Zielgruppe der Sowjets und der KPD waren adlige und bürgerliche Grundbesitzer, die pauschal als „Naziverbrecher und Kriegstreiber“ verunglimpft wurden. Kluge wies diese Pauschalverurteilung zurück: „Umfangreiche Forschungen eines halben Jahrhunderts haben diesen politischen Vorwurf nicht bestätigt.“

Bodenreform schuf Versorgungsengpässe

Daneben sei die Bodenreform, die mitten in der Erntezeit durchgeführt wurde, betriebswirtschaftlich falsch gewesen. Die mit Bodenreformland geschaffenen Neubauernstellen seien mit unter 5 Hektar Größe zu klein gewesen, um rentabel arbeiten zu können. Agrarhistorisch betrachtet bedeute die Bodenreform und die anschließende massenhafte Schaffung von Kleinstbetrieben „einen Rückfall in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts“. Bei Zuteilungen und Unterstützungsmaßnahmen wurden die Neubauern den alteingesessenen Landwirten vorgezogen, was zusätzliche Spannungen in die Landgemeinden brachte. Alt- und Neubauern wurden durch die Bodenreform „in eine schwere Existenzkrise gestürzt“.

Bis 1952 erfolgte „zweite Welle“ der Enteignungen

Bis 1952 wurden in einer „zweiten Welle“ der Bodenreform die verbliebenen „Großbauern“ zur Aufgabe genötigt, rund 5000 von ihnen verließen die DDR in Richtung Westen. Versorgungsengpässe und verödete Flächen seien die Folge dieser „Entbäuerlichung“ gewesen, konstatierte Professor Kluge.

Vom Land sei die Enteignungswelle im Oktober 1945 in die Orte und Städte übergeschlagen, wo die Sowjets Industrie- und Gewerbebetriebe enteigneten. „Hierbei ging es in erster Linie um die volkswirtschaftliche Bedeutung, nicht um eine angebliche Entnazifizierung der Besitz- und Managerelite“. In Sachsen, dem „Modelland“ der Industriereform, sei der Versuch unternommen worden, die Enteignungen nachträglich mit einem „manipulativen Volksentscheid“ zu legitimieren.

Politik und Justiz müssen sich der historischen Wahrheit stellen

Kluge bilanzierte: „Der Bodenreform und ihren Folgen fehlten alle demokratischen Komponenten. Sie bleibt die größte Güterschlächterei und das größte Bauernlegen des 20. Jahrhunderts.“ Politik und Rechtsprechung seien verpflichtet, sich „entschieden mehr als bisher der bewiesenen Tatsachen aus der Geschichte des kommunistischen Willküraktes zu stellen.“


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Studenten für den Rechtsstaat e.V.
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